Pädagogisches Programm

Alle, die sich dem Green-Institut Rhein-Ruhr e.V. angeschlossen haben, teilen die Ideen und Ideale Norm Greens in Bezug auf die Sicht von Schule als professioneller Lerngemeinschaft. Sie umfasst die Organisation von Schule und Unterricht und bezieht alle an Schule Beteiligten ein. Dieses Verständnis kennzeichnet auch die Arbeit in den Trainings

Es geht nicht alleine darum, den Unterricht des Einzelnen zu verändern, sondern auch  darum, kooperative Lern und Arbeitsstrukturen innerhalb des Kollegiums, mit Eltern und Schülerinnen und Schülern in den Blick zu nehmen.

Think big – start small

Dieser Satz von Norm Green ist charakteristisch für viele Aspekte seines Ansatzes: Die Veränderung sowohl des Unterrichts als auch der Lern- und Arbeitskultur der Schulen im Distrikt Durham. Ontario, Kanada, die zu einer erheblichen Verbesserung der Ergebnisse bei den jährlichen Leistungskontrollen führte, begann mit einigen wenigen Schulen und einer großen Vision von besseren Schulen.

Norm Green brachte in seine Trainings die Erfahrungen der Schulen des Durham Board of Education, Ontario, Kanada ein. Dort hatte man ausgehend von dem Anspruch, Kinder  unterschiedlicher ethnischer und sozialer Herkunft bestmöglich zu unterrichten und auf die Zukunft vorzubereiten, die Arbeitsweise an den Schulen so verändert, dass   durch  kooperatives Arbeiten und Unterrichten eine lernförderliche Atmosphäre gegenseitigen Respekts und gemeinsamer Ziele der Gestaltung einer Schule für alle durch alle entstand.  Hierbei orientierte man sich an unterschiedlichen Modellen kooperativen Lernens, die Norm Green in seiner Arbeit mit den Schulen zu einem Modell zusammenfasste.  Ergebnis der gemeinsamen Arbeit der Schulen war nicht nur eine starke Verbesserung der  Leistungen der Schülerinnen und Schüler, sondern auch ein neues  Verständnis von Verantwortung für die Gestaltung von Schule und Unterricht.

Dem Konzept Norm Greens liegen im Wesentlichen die Modelle von David Johnson & Roger Johnson, Jeannie Gibbs und von Spencer Kagan zu Grunde.

Dieses integrative Konzept von Green war auch die Basis seiner Trainings in Deutschland  und wird  von den Trainerinnen und Trainern des Green-Instituts fortgeführt.  Hierbei ist uns wichtig, dass das Kooperative Lernen mit vielen bewährten Unterrichtsformen, -strategien und –methoden verbunden werden kann und somit die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern ergänzt und bereichert.  Nicht nur die Individuen verändern sich, sondern nach und nach auch das ganze System.

Kooperatives Lernen  als Umsetzung demokratischer Prinzipien in Schule

Die Gestaltung einer besseren Zukunft beginnt bei den Lernenden.  Green-TrainerInnen fühlen sich dem Bildungsauftrag verpflichtet, jedes Kind / jede Lernende / jeden Lerner ohne Ansehen der Herkunft, des Geschlechtes, der Religion  bestmöglich auszubilden.

Kooperativ unterrichten bedeutet daher: Jeder / jede Lernende…

  • ist wichtig und erfährt durch einen Unterricht nach den Prinzipien Kooperativen Lernens uneingeschränkte Wertschätzung  in einer ermutigenden Lernumgebung
  • hat das Recht, angstfrei zu lernen und Fehler zu machen
  • hat das Recht, herauszufinden, wie der eigene Lernprozess so gestaltet werden kann, das er zum Erfolg führt
  • hat das Recht, sinnvoll zu üben
  • hat das Recht, Bewertungen zu durchschauen und zu hinterfragen
  • hat das Recht, gemeinsam mit anderen Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu entwickeln

Kooperatives Lernen  als Impuls für Schulentwicklung

Schulen, die für sich das kooperative Lernen als gutes Mittel der Unterrichtsentwicklung entdecken verändern sich hin zu professionellen Lerngemeinschaften.

  • Die Lehrkräfte entwickeln eine neue LehrerInnenrolle, in der die Moderation von Lernprozessen, die Beratung u.ä. in den Vordergrund tritt.
  • Der Fokus wird von der LehrerIn au f das Lernen verschoben.
  • Die Lehrkräfte öffnen ihren Unterricht, hospitieren und unterstützen sich gegenseitig.
  • Die Lehrkräfte reflektieren gemeinsam ihren Unterricht und tragen damit zu einer Verbesserung ihrer Unterrichtspraxis bei.
  • Die Lehrkräfte bilden Teamstrukturen aus, in denen KollegInnen Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten erfahren.
  • Auch Führungskräfte entwickeln Strukturen, die dem Teamgedanken verpflichtet sind
  • Das gemeinsame Tun rückt in den Mittelpunkt – die Erfahrung, dass alle Sichtweisen und Erfahrungsschätze ihren Platz finden, bestimmt die Arbeit
  • Die Arbeitsplatzzufriedenheit steigt
  • Schulen verändern ihre Struktur und ihre Inhalte (z.B.:  Entschlackung der Curricula, Arbeiten in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen, fächerübergreifende Projekte, Aufhebung der Differenzierung, Veränderung der Stundenraster, leere Stundenpläne).

In Netzwerken kooperierender Schulen findet ein intensiver Austausch über veränderte Lern und Arbeitsprozesse, sowie eine gegenseitige Unterstützung z.B. durch gemeinsame Fortbildungen statt. Diese schulischen Netzwerke sind wiederum in Kooperation mit Zentren für schulpraktische Ausbildung, Universitäten, Kompetenzteams und Betrieben Teile einer regionalen Bildungslandschaft.

Insofern spiegelt ein kooperativ gestalteter Unterricht im Greenschen Sinne eine politisch, ethische Geisteshaltung wider, die einen Weg in eine friedlichere Zukunft dadurch weisen kann, dass er wirkliche Inklusion ermöglicht. Kooperatives Lernen ist also immer ein aktiver Beitrag zur Friedenserziehung von Kindern  und zur Demokratisierung der Bildungslandschaft.

Grundgedanken der Trainings des Green-Instituts

Im Laufe der Trainingseinheiten werden die grundlegenden Prinzipien und Methoden des Kooperativen Lernens handlungsorientiert vermittelt, durch die eigenen Praxis erfahrbar gemacht  und reflektiert. Im Mittelpunkt stehen die konstituierenden Elemente des Ansatzes nach N. Green:

  • Die 5 Basiselemente und die 9 Elemente der Positiven Abhängigkeit (Johnson & Johnson)
  • Die sichere Lernumgebung
  • Die charakteristischen Strategien und Methoden des Kooperativen Lernens (Kagan) mit der besonderen Betonung von Think-Pair-Share als Grundstruktur von Lernprozessen
  • Der  Unterricht im Kontext einer kooperativen Lern- und Arbeitskultur in Kollegien

Im Sinne einer nachhaltigen Erwachsenendidaktik und nachhaltigen Lernens betonen wir den Angebotscharakter der Fortbildungen und damit das Prinzip der Freiwilligkeit. Wir  arbeiten darauf hin, dass an  Stelle isolierter Fortbildungsveranstaltungen ein langfristiger Prozess initiiert wird, der den Lehrkräften die Möglichkeit gibt, die in einer Einführungsveranstaltung gewonnenen Erkenntnisse in ihren Lerngruppen zu erproben und in Folgeveranstaltungen zu vertiefen und zu diskutieren. Erfahrungen haben gezeigt, dass hierbei die Einrichtung einer verantwortlichen Steuergruppe und die Unterstützung durch die Schulleitung wesentliche Faktoren für das erfolgreiche Etablieren des Kooperativen Lernens an Schulen im Sinne eines Schulentwicklungsprozesses sind.